Bei vielen Kindern bestimmen Spielekonsole, Smartphone und Computer die Freizeit. Statt sich mit Freunden zu treffen, gemeinsam etwas zu unternehmen, Fahrrad zu fahren oder „einfach nur zusammen abhängen“, sitzen sie die meiste Zeit an den heiss geliebten Elektronikgeräten. Besorgte Eltern stellen sich dann zwangsläufig die Frage, ob das schon mit einer gewissen Internet-Sucht bezeichnet werden kann. Wann ein solches Verhalten als grenzwertig und gefährlich einzustufen ist und was ihr als Eltern tun könnt, möchten wir euch in diesem Beitrag näher erläutern.
Kind sitzt viele Stunden am Computer – ist das schon Internet-Sucht?
Nicht jedes Kind, das viele Stunden am Computer oder Smartphone verbringt, zockt zwangsläufig. Es gibt auch Kinder, die das Internet dazu nutzen, sich für die verschiedenen Unterrichtsfächer in der Schule vorzubereiten und den Computer oder das Smartphone zum gezielten Lernen nutzen. In solchen Fällen spricht man von „kompetenter Nutzung“, weil der Umgang mit Computer und Co ein gutes Ziel verfolgt. Hinzu kommt, dass die Kinder und Jugendlichen in dem Fall sich von selbst mit anderen Dingen beschäftigen, sich beispielsweise nach dem Lernen mit Freunden treffen.
Die anderen beiden Begriffe in dem Zusammenhang sind „problematische Nutzung“ und „Sucht“. Vernachlässigt euer Kind seine Freunde oder verpasst es sogar Mahlzeiten, nur um zocken zu können, dann ist die Sache schon etwas problematischer. Vor allem ist der Übergang vom problematischen Umgang zur Sucht ein schleichender Prozess mit oftmals fliessendem Übergang. Liegt Internet-Sucht vor, ist diese meist mit den Kriterien – über einen längeren Zeitraum – verbunden:
• Das Kind findet am Computer, Tablet, Smartphone oder an der Spielekonsole kein Ende mehr, kann nicht mehr aufhören. Dieses Kriterium wird als Kontrollverlust bezeichnet.
• Toleranzentwicklung: Um die gleiche Befriedigung zu erhalten, hat das Kind das Gefühl, immer länger an dem elektronischen Medium bleiben zu müssen.
• Darf das Kind nicht mehr an den Computer oder an das Smartphone, wird es unruhig und entwickelt unter Umständen sogar eine gewisse Aggressivität. Dieser Sachverhalt wird als Entzugserscheinung bezeichnet.
• Soziale Aktivitäten, das Lernen für die Schule und auch Sport werden immer mehr vernachlässigt, weil Spielekonsole, Smartphone und Co einen höheren Stellenwert eingenommen haben.
Euer Kind gehört zu den „problematischen“ Nutzern? Das solltet ihr tun
Ihr habt immer mehr das Gefühl, dass euch euer Kind entgleitet und alles um sich herum vergisst, sobald Spielekonsole und Computer in den Fokus gerückt sind. Wichtig ist in diesem Fall, dass ihr unbedingt versucht, mit eurem Kind sozusagen in Kontakt zu bleiben. Auf Ermahnungen, dass es jetzt endlich an der Zeit sei, den Computer auszuschalten, die dann allerdings ignoriert werden, sollte ein Gespräch mit eurem Kind folgen. Zeigt eurem Kind auf, welche Befürchtungen ihr habt und benennt das Problem ganz konkret. Wenn ihr das Gefühl habt, euer Kind verliert durch das ständige Computerspielen den Kontakt zu den Freunden, dann sagt dies auch so eurem Kind. Die Wahrheit tut manchmal weh, doch vielleicht kann dies euer Kind zum Nachdenken bewegen, weil es die Sache von der Warte noch gar nicht betrachtet hat. Wieso auch, die gravierenden Folgen können Kinder in dem Alter oftmals noch gar nicht abschätzen.
Ein Gespräch genügt nicht
Gespräch geführt – das muss reichen? Noch lange nicht. Der ständige Austausch mit eurem Kind und auch das Lob, wenn es von sich nach einer kürzeren Zeit als sonst, den Computer ausschaltet. Hat das Gespräch mit eurem Kind nicht den gewünschten Erfolg erzielt, dann setzt Regeln. Und diese aufgestellten Regeln müssen entsprechend eingehalten werden.
Komplettes Verbot als Konsequenz?
Das komplette Verbot kann ein gewisses Druckmittel sein. Allerdings kann euer Kind viel eher den verantwortungsvollen Umgang mit den Medien lernen, wenn es mit dem Medium konfrontiert wird und damit korrekt umgehen muss.
Euer Kind ignoriert alles?
In diesen Fällen, vor allem wenn ihr merkt, dass euer Kind euch entgleitet und nicht mehr auf euch reagiert, braucht ihr und euer Kind professionelle Hilfe. Euer Kinderarzt kann mit den entsprechenden Adressen dienen, beziehungsweise könnt ihr euch mit den Fachstellen für Suchtprävention in Verbindung setzen. Die helfen euch ebenfalls kompetent weiter.
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