Die Eingewöhnung in die KiTa – so geht’s

Eingewöhnung in die KiTa; © Andrey KuzminEingewöhnung in die KiTa; © Andrey Kuzmin

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist eine ganz besondere. Man sieht die Kleinen heranwachsen, wie sie sich entwickeln und irgendwann steht der große Tag bevor: der erste Tag in der KiTa oder dem Kindergarten. Denn spätestens ab diesem Tag sind die Eltern länger vom Kind getrennt und umgekehrt natürlich auch. Dass dies zu teilweise massiven Problemen führen kann, ist gar nicht so abwegig. Da der Gesetzgeber die frühkindlichen Betreuungsmöglichkeiten gerade in den letzten Jahren vorangetrieben hat, kommen immer mehr Kinder bereits vor dem dritten Geburtstag in die Kindertagesstätte.

Der Kindergarten – neue Erfahrungen für die Familie

Der Weg in den Kindergarten – für das Kind bedeutet dies zum einen die Trennung von den Eltern und eine ganz neue Erfahrung. Soziale Kontakte mit anderen Kindern spielen von nun an eine entscheidende Rolle – gar nicht so einfach für die Kleinen. Aus dem Grund ist gerade in der Eingewöhnungsphase Geduld und Verständnis gefragt. Und dass es für manche Kinder – und auch deren Eltern – ganz besonders schlimm ist, ist ebenfalls normal. Viele Eltern stellen sich die Frage, ab wann sie ihr Kind in den Kindergarten oder die Kindertagesstätte schicken sollten. Doch in anderen Fällen bleibt Eltern gar nichts anderes übrig, als die Kinder frühzeitig in der Kindertagesstätte „abzugeben“, da es nicht anders geht.

Ab wann sollte ein Kind in den Kindergarten?

Früher kamen Kinder mit drei Jahren in den Kindergarten. Heute geben Eltern teilweise ihre Kleinkinder im Alter von wenigen Monaten in die Kindertagesstätte – oftmals bedingt dadurch, dass die Familiensituation (finanzielle Engpässe ohne Job oder auch die Selbstständigkeit eines oder beider Elternteile) dies erfordert. Grundsätzlich ist der Kindergarten nichts Schlimmes für ein Kind. Nein, der Besuch im Kindergarten oder der Kindertagesstätte wirkt sich positiv auf die Entwicklung aus. Soziale Kontakte müssen erlernt werden, Regeln und Konsequenzen sind mit Bestandteil im Kindergarten. Und nicht nur das, die KiTa bereitet die Kinder auf die Grundschule vor und dass Kinder ohne die Eltern „auskommen“ müssen, muss ebenfalls gelernt werden.
Es ist also nicht unbedingt das Alter des Kindes für den Besuch der KiTa entscheidend, sondern eben auch die familiäre Situation, die eben eine individuelle Entscheidung notwendig macht.

Bei der Eingewöhnung in die KiTa unterscheidet man zwei Modelle: das Berliner Modell und das Münchener Modell. Dabei sind beide Modelle inhaltlich ziemlich gleich, wobei man das Münchener Modell als eine Weiterentwicklung der Berliner Variante sehen kann. Manche Schwerpunkte sind bei dem Münchener Modell etwas anders gelagert.

Die Eingewöhnung in die KiTa – nach dem Berliner Modell

Das Berliner Modell sieht die Eingewöhnung in die Kindertagesstätte in vier Schritten vor. Dabei wird erst der nächste Schritt in Angriff genommen, wenn der vorherige erfolgreich abgeschlossen wurde. Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Kind nicht plötzlich und unvermittelt mit einer vollkommen neuen Situation klarkommen muss. Die Entwicklung des Berliner Modells resultiert auf Erkenntnissen aus der Bindungs- und Hirnforschung. Die vier Phasen gliedern sich in:

• die Grundphase
• den ersten Trennungsversuch
• die Stabilisierungsphase und
• die Schlussphase.

Das Berliner Modell – Grundphase und Trennungsphase

Diese Grundphase dauert etwa drei Tage. Dabei soll sich das Kind an die Umgebung und die anderen Kindergartenkinder gewöhnen – mit dabei: ein Elternteil. Der Besuch in der Kindertagesstätte dauert anfangs nur wenige Stunden, Mutter oder Vater sind währenddessen anwesend und auch immer dabei, aber nur als passiver Betrachter. Dies soll dem Kind die Sicherheit vermitteln, dass es nicht alleine ist. Es erfolgt auch keine Trennung des Kindes vom begleitenden Elternteil. Dieser Trennungsversuch findet in der Regel am vierten Tag erst statt. Nun wird Schritt zwei eingeleitet. Das heißt, die Begleitperson verlässt den Raum und das Kind bleibt für etwa eine halbe Stunde in der Kindergartengruppe.
Dabei ist nun entscheidend, wie es weitergeht. Vermisst das Kind die Begleitperson nicht, sondern integriert sich in die Gruppe der anderen Kinder, kann zur nächsten Phase übergegangen werden.
Weint das Kind, kann allerdings von der Erzieherin beruhigt werden, kann ebenfalls zum nächsten Schritt weitergegangen werden.
Im Falle, dass das Kind weint, sich nicht beruhigen lässt und unter Umständen sogar der Begleitperson nachrennt, muss die Grundphase, also die Eingewöhnung, verlängert werden.

Das Berliner Modell – die Stabilisierungsphase

Während der Stabilisierungsphase wird die Zeit der Trennung immer weiter verlängert. Erzieherinnen übernehmen die Aufgaben der Mutter, füttern beispielsweise das Kleinkind, übernehmen das Wickeln.

Das Berliner Modell – die Schlussphase

Hier endet für die Eltern die Kindergartenphase. Die Eingewöhnung des Kindes in die Kindertagesstätte hat funktioniert, das Kind hat sich an die neue Umgebung und die neuen Gesichter gewöhnt. Allerdings sollte beachtet werden, dass es auch hin und wieder bei einigen Kindern zu Rückschlägen kommen kann.

Das Münchener Modell – die fünf Phasen

Dieses Modell sieht fünf Schritte für die Eingewöhnung im Kindergarten vor. Dies sind:
• die Vorbereitungsphase
• die Kennlernphase
• die Sicherheitsphase
• die Vertrauensphase und
• die Reflektionsphase.

Während der Vorbereitungsphase tauschen sich die Erzieherinnen und die Eltern des Kindes aus. Tagesabläufe, die Form der Eingewöhnung werden festgelegt, Besonderheiten des Kindes werden mitgeteilt, so dass die Eingewöhnungsphase auf das Kind zugeschnitten ist.

Die Kennlernphase sieht einen Zeitraum von einer Woche vor, in der das Kind und ein Elternteil gemeinsam sich an den Aktivitäten innerhalb der Kindergartengruppe beteiligen. In dieser Phase erfolgt keine Trennung von Begleitperson und Kind.

Die Sicherheitsphase dauert ebenfalls eine Woche und dient dazu, dass die Bezugsperson, also das Elternteil, in den Hintergrund rückt und die Erzieherin sich mehr um das Kind kümmert. Zwar ist das Elternteil immer noch präsent, doch eher nur noch passiv.

Mit der Vertrauensphase des Münchener Modells endet sozusagen die Eingewöhnungszeit in der KiTa. Dabei soll sich die Mutter oder der Vater von dem Kind verabschieden, und dem Kind vermitteln, dass es für eine gewisse Zeit im Kindergarten bleibt, man es später abholt. Hier wird die Reaktion des Kindes getestet und sie ist natürlich entscheidend für die weiteren Schritte. Akzeptiert das Kind, dass die Mutter oder der Vater gegangen ist, ist die Eingewöhnung erfolgt. Weint das Kind, wird eventuell sogar panisch und lässt sich nicht beruhigen, sollte dem Wunsch entsprochen werden und die Trennung erst in einigen Tagen nochmals versucht werden.

Die Reflektionsphase dient dazu, dass Eltern und Erzieherinnen reflektieren, wie die Eingewöhnung in die Kindertagesstätte gelaufen ist, und wie sich das Kind nach einiger Zeit in die Gruppe integriert hat.

Rückschläge in der Eingewöhnung – auch die gehören dazu

Man sollte sich bewusst machen, dass es immer wieder zu Rückschlägen kommen kann. An einem Tag geht das Kind mit großer Begeisterung in den Kindergarten, möchte vielleicht gar nicht nach Hause und am anderen Tag möchte es gar nicht hin. Dies ist aber vollkommen normal, denn auch Kinder haben – wie Erwachsene – mal einen schlechten Tag.

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